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WIRTSCHAFT X.0: KMU WERDEN FIT FÜR DIE DIGITALE ZUKUNFT

Transferplattform Baden-Württemberg Industrie 4.0 setzt Trends der digitalen Transformation in die KMU-Praxis um

Die industrielle Entwicklung beschleunigt aktuell enorm. In kurzer Zeit haben sich weltweit Methoden und Technologien etabliert, die in rasender Geschwindigkeit neue Produkte, Applikationen, Strategien und Geschäftsmodelle hervorbringen. Die deutsche Wirtschaft, insbesondere der Mittelstand, tut sich aktuell noch schwer, mit dem Tempo mitzuhalten. Hier setzt seit 2016 die Transferplattform Baden-Württemberg Industrie 4.0 an: Sie zeigt insbesondere den KMU in Baden-Württemberg die Chancen der unter dem Stichwort „Industrie 4.0“ bezeichneten Technologien auf und ebnet den Einstieg in umsetzbare Projekte.

Eine der Herausforderungen hierbei liegt darin, ein mögliches falsches Bild zum Thema Industrie 4.0 und Digitalisierung zu korrigieren und schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit ein Erfolgsmodell gegenüber zu stellen. Der zumeist sicherheitsgeprägte Gedanke des deutschen eher konservativen Unternehmertums trägt aktuell dazu bei, dass der Mittelstand in vielen Bereichen nur sehr zögerlich auf die aktuellen Entwicklungen reagiert. Eine hohe Auslastung, volle Auftragsbücher und eine trügerische Sicherheit, die sich aus nahezu zehn Jahren wirtschaftlicher Erfolge speist, führen bei manchen Unternehmen dazu, dass zwingend notwendige Investitionen in Neuentwicklungen und innovative Lösungen sowie das Umdenken und die Transformation in die digitale Welt verzögert oder zum Teil sogar gar nicht stattfinden.

ERLEICHTERTER EINSTIEG IN DIE DIGITALE WELT

Der mit finanzieller Unterstützung des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg von den Hochschulen Aalen, Reutlingen und Esslingen in Zusammenarbeit mit der Steinbeis-Stiftung gegründeten Transferplattform Baden-Württemberg Industrie 4.0 (TPBW I4.0) liegt der Gedanke zugrunde, dass bei kleinen und mittelständischen Unternehmen der Zugang zu Wissen, Know-how und Umsetzungserfahrung im Bereich Industrie 4.0 und Digitalisierung in Bezug auf den praktischen Einsatz der neuen Technologien und Verfahren ausbaufähig ist. Daher hat es sich die Transferplattform zur Aufgabe gemacht, die mächtig erscheinenden anstehenden Herausforderungen zu vereinfachen, und zeigt mittlerweile in einer Vielzahl an Projekten, wie niederschwellig der Einstieg in diese digitale Welt sein kann. Damit wirkt sie der Gefahr entgegen, dass baden-­württembergische KMU den Anschluss an die weltweite Entwicklung der Digitalisierung verlieren.

Damit Wirtschaft X.0 gelingen kann, sollten gerade kleinere und mittlere Unternehmen gezielt auf die Erfahrungen in Forschung und Entwicklung der Hochschulen zurückgreifen und eigene Projekte schneller und sicherer zum Erfolg führen können. Ein enormer Vorteil für Unternehmen besteht darin, dass die Umsetzungskonzepte und -strategien der Hochschulen erprobt und praxisnah gestaltet sind. Die TPBW I4.0 konzentriert sich auf Kernkompetenzthemen, die die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit unserer KMU direkt beeinflussen und somit die gezielte För­der­ung der KMU in Baden-Württemberg unterstützen. Auf diese Weise partizipieren besonders die Unternehmen, die keine eigenen Kapazitäten für das Thema der digitalen Transformation aufbauen können. Sie nutzen die Ressourcen der TPBW I4.0, um schnell und unkompliziert in Transformationsprojekte einzutauchen und diese erfolgreich umzusetzen. Die von der TPBW I4.0 begleiteten Schwerpunktthemen liegen in den Bereichen der künstlichen Intelligenz, des Einsatzes von hochintelligenten Logistik- und Montageprozessen sowie der Nutzung von Cloud-Lösungen und in den Themenfeldern digitaler Zwilling, Datenanalyse und -auswertung, Datensicherheit und vorausschauende Wartung.

WIN-WIN-SITUATION FÜR ALLE BETEILIGTEN

Durch diese Fokussierung profitieren nicht nur Unternehmen in erheblichem Maße, sondern auch die Hochschulen und die berufsbildungsnahen Einrichtungen sowie die nachfolgenden Ingenieur- und Entwicklergenerationen, die das Land dringend benötigt. Die Projekte der TPBW I4.0 zeigen deutlich, wie einfach der Einstieg in eine fruchtbare Zusammenarbeit ist und wie groß der Nutzen durch die kooperative Zusammenarbeit sowohl für Unternehmen als auch für die Hochschulen sein kann – auch über das eigentliche Projekt hi­naus: So wachsen zum Beispiel die Sensibilisierung für den Netzwerkgedanken und die Innovationsfreudigkeit des Industriepartners und es entstehen weitere Kooperationen, beispielsweise mit der Allianz Industrie 4.0.

Die Transferplattform unterstützt den Mittelstand erfolgreich, wenn es da­rum geht, die Herausforderungen der Wirtschaft X.0 zu bewältigen und auch zukünftig auf der Weltkarte eine entscheidende Position einzunehmen. Gerade das Konzept der niederschwelligen Projektumsetzung ermöglicht einer Vielzahl von KMU von der Expertise der Hochschulen und Steinbeis zu profitieren. Der praxisnahe Transfer führt zu einer Standortfestigung der regionalen Unternehmen, weitet deren Blick für bisher ungeahnte Lösungsansätze im digitalen Zeitalter und eröffnet KMU den Zugang zu neuen Ressourcen. Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Erfolgsfaktor der TPBW I4.0 ist die Tatsache, dass die Industriepartner während der intensiven Zusammenarbeit perspektivisch neue Geschäftsmodelle erkennen, ihr eigenes Engagement in innovative Lösungen erhöhen und somit die eigentliche Transferleistung oft nur den Anstoß zu einer wichtigen Kompetenzentwicklung in den Unternehmen darstellt. Auf diese Weise sind auch die kleineren und mittleren Unternehmen gewappnet für die Herausforderungen, die durch die breite Themenvielfalt einer Wirtschaft X.0 zu meistern sind.

Kontakt

Rainer Bachmann (Autor)
Projektkoordinator
Steinbeis-Innovationszentrum Transferplattform Industrie 4.0 (Göppingen)
www.tpbw-i40.de